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Im Sommer geht man raus, sagt Mutter

Hörspiel, Regie

Ein ruhig erzähltes, kluges und sensibles On-Location-Hörspiel von Sabine Salzmann über eine Teenager-Freundschaft, über Sommerferien, über rechte Gewalt und psychische Erkrankungen, über die 90er in Brandenburg.

Besetzung: Antonie Lawrenz, Nell Sophia Korthals, Alicia Stefanis, Lilly Gocht
Aufnahme: Thilo Masuth und Robert Lehnert
Setrunner: Salim Yousef
Mischung: Thilo Masuth
Musik: Dirk Wilhelm
Skript: Sabine Salzmann
Regieassistenz: Julia Ostrowski
Regie: Sabine Salzmann & Johanna Steiner
Produktionsleitung: Julia Ostrowski & Lisa Laux
Verlag: Lauscherlounge Records
Veröffentlichung: 21.03.2019
Dauer: 60 Minuten

Cover "Im Sommer geht man raus, sagt Mutter"

Hörproben:

 

Anne:
Hab nicht konkret was vor, was ich dir sagen will. Ist heute so heiß, dass ich später bestimmt nicht schlafen kann. Vor dem Haus saufen sie schon wieder. Und Franziska, die von gegenüber, spielt mit ihrer Schwester Federball, hinten an den Wäscheleinen. Pling und Plong. Auf dem alten Klettergerüst sitzen sogar noch ein paar von den Kindern. Dürfen heute mal länger raus, damit sie nicht so nerven. (lacht)
(kurze Pause)
Glaubst du, dass die langen Tage wirklich voller Möglichkeiten sind?

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Über „Im Sommer geht man raus, sagt Mutter“ lernte ich meine Freundin Sabine Salzmann kennen. Heute verbindet uns nicht nur dieses Projekt, sondern auch noch viele andere Anknüpfungspunkte, doch „Im Sommer geht man raus, sagt Mutter“ wird immer einen besonderen Stellenwert einnehmen. Ich durfte damals das Skript lesen und mit ihr besprechen. Ich fand es von Anfang an toll und besonders, und legte es der Lauscherlounge ans Herz, die sofort darauf ansprang. Diese feinfühlig und langsam erzählte Geschichte erfordert verlegerischen Mut und Gespür, denn sie bewegt sich inhaltlich wie formal abseits der ausgetretenen Pfade.

Sabine und ich führten gemeinsam Regie, als wir mit einem kleinen Team im Sommer 2018 eine Woche lang in Brandenburg verweilten und die Aufnahmen machten. Wir hatten Schauspielerinnen gefunden, die wie die Figuren des Hörspiels selbst Teenager waren und verbrachten mit ihnen eine intensive Produktionszeit im Wald, auf Dorfstraßen, in Zimmern, in Restaurants. Wie auch meine andere On-location-Produktion „Be my match“ behandelt dieses Hörspiel emotionale Brüche, die durch diese Art der Aufnahme und ihren dokumentarisch-authentischer Sound besonders intim erzählt werden können. Herausgekommen ist eine Produktion, die mit wenig Bohei, aber viel Liebe eine Geschichte über Freundschaft, über Brüche und das Heranwachsen erzählt.

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Inhalt: Sommer in Brandenburg: Das war Jungsein. Das war Rauchen in den leeren Kasernen, nachdem die sowjetischen Soldaten weg waren. Das war Umherstreifen. Das war die lange Dorfstraße und der Bus, der nur dreimal am Tag fuhr. Das war Schwimmen gehen. Das war die Angst vor den Faschos.
Das war die Freundschaft zwischen Anne und Bettina. Das war, bevor Bettina sich zurückgezogen hat und als Anne noch dachte, dass alles anders werden könnte.
Das waren die 90er in der Provinz.
„Im Sommer geht man raus, sagt Mutter“ ist eine Coming-of-Age-Geschichte zweier junger Frauen, die in der brandenburgischen Provinz der 90er Jahre spielt. Die Umwälzungen der Nachwendezeit spiegeln sich in den Krisen des Erwachsenwerdens der beiden Mädchen wider. Das Stück beschreibt die Wendezeit als Vakuum und portraitiert zwei Freundinnen, die in einem perspektivlos erscheinenden Umfeld nach ihrem Platz in der Welt suchen. Dabei sehen sie sich mit Phänomenen wie der wachsenden Rechtsradikalität und der zeittypischen Arbeitslosigkeit konfrontiert und müssen mit persönlichen Konflikten einen Umgang finden – woran sie letztendlich scheitern.